CFe 4/4 11 und C4 61 «Hostet-Schnägg»
Geschichte und Stellenwert der Fahrzeuge
Die beiden Fahrzeuge repräsentieren die ursprüngliche Flotte der Elektrischen Solothurn – Bern-Bahn (ESB), denn sie wurden nur in geringem Mass umgebaut oder modernisiert. Die mit 1200 V Gleichstrom elektrifizierte ESB nahm 1916 den Betrieb mit den Personentriebwagen BCFe 4/4 1 – 2 und CFe 4/4 11 – 12 auf, dazu die Personenwagen BC4 41 – 42, C4 61 – 62 und C 71 – 72. Dieser bescheidene Fahrzeugbestand musste für den gesamten Personenverkehr der Strecke Solothurn – Zollikofen ausreichen, was schon nach wenigen Jahren nicht mehr der Fall war.
Die nicht modernisierten Personentriebwagen verloren mit der Einführung des Pendelzugbetriebs in den 1950er-Jahren ihre Aufgaben und dienten nur noch als letzte Reserve. Infolgedessen wurde der BCFe 4/ 1 I im Jahr 1955 für einige Monate an die notleidende Frauenfeld – Wil-Bahn vermietet. Nach seiner Rückkehr wurde er 1956 zum BFe 4/4 11 II deklassiert und leicht modernisiert.
Von Ende 1971 bis Ende 1975 war der Triebwagen an die Biel – Täuffelen – Ins-Bahn vermietet und dort häufiger im Einsatz als bei der SZB. 1976 erhielt er die Bezeichnung BDe 4/4 24 II. 1990 begann die Restaurierung in einen annähernden Ursprungszustand für die 1991 anstehenden Feierlichkeiten zum 75-Jahre-Jubiläum der ESB. Seither wird der Triebwagen als CFe 4/4 11 II für Extrazüge eingesetzt.
Seit 2024 ist der CFe 4/4 11 II wegen eines Brandschadens im elektrischen Teil ausser Betrieb. Dieser liesse sich zwar mit vorhandenen Ersatzteilen reparieren, doch müsste auch der Bordrechner der Zugsicherung ZSL 90 durch einen der zweiten Generation ersetzt werden, was einen sechsstelligen Betrag erfordert. Solange die Finanzierung dieses Upgrades nicht geklärt ist, wird die Reparatur vertagt.
Der C4 61 erfuhr während seiner gesamten Betriebszeit nur wenige Modernisierungen, die den Gesamteindruck des Fahrzeugs kaum veränderten. Mit dem 1953 erfolgten Einbau der Vielfachsteuerleitung war jedoch sichergestellt, dass er in Pendelzügen eingesetzt werden konnte und so weiterhin eine Aufgabe zu erfüllen hatte. Der 1974 zum B 311 umnummerierte Wagen wurde 1983 nach der Inbetriebnahme der ABt 203 – 207 remisiert und 1990/91 als C4 61 für das 75-Jahre-Jubiläum der ESB hergerichtet. Seither wird er für Extrazüge eingesetzt.
Der Einsatz des C4 61 stösst zunehmend auf die Schwierigkeit, dass der dichte Betrieb es kaum noch zulässt, in einem Bahnhof den Triebwagen umzusetzen. Durch den Defekt des CFe 4/4 11 II ist er erst recht zur Untätigkeit verurteilt.
Technik und Umbauten des CFe 4/4 11 II
Der ursprüngliche BCFe 4/4 1 I war ein klassischer Holzkasten-Triebwagen mit steilen Einstiegen, Holzbänken in der dritten Klasse, Lyrabügeln, Zentralkontroller.
Der Triebwagen durchlief folgende wichtige Veränderungen:
- Ca. 1934 Ersatz des Zentralkontrollers durch leichter bedienbare Direktkontroller.
- 1956 Umwandlung des Polsterklasse- in ein Holzklasseabteil, Modernisierung der Drehgestelle und Anhebung der Höchstgeschwindigkeit auf 75 km/h. Anstrich grün/crème, Umzeichnung in BFe 4/4 11 II.
- 1971 Anstrich rot-crème
- 1976 Umnummerierung in BDe 4/4 24 II
- 1991 Herrichtung zum historischen Triebwagen CFe 4/4 11 II, Einbau der Zugsicherung ZSL 90, Anstrich dunkelgrün.
Technik und Umbauten des C4 61
Der ursprüngliche C4 61 war ein klassischer Holzkasten-Personenwagen mit offenen Plattformen, Holzbänken in der dritten Klasse und Drehgestellen mit Blattfedern.
Der Wagen durchlief folgende wichtige Veränderungen:
- 1953 Einbau der Vielfachsteuerleitung, Anstrich grün/crème
- Ca. 1969 Modernisierung der Drehgestelle
- 1976 Tausch der Raucher- und Nichtraucherabteile, Mehrheit der Plätze für Nichtraucher
- 1991 Herrichtung zum historischen Personenwagen C4 61, Anstrich dunkelgrün.
Wichtigste technische Daten des CFe 4/4 11 II
- Baujahr/Erbauer: 1916 SWS/MFO
- Länge über Puffer: 17,48m
- Breite: 2,70 m
- Tara: ursprünglich 32,4 t, ab 1956 33,3 t, ab 1976 34,4 t
- Sitzplätze: ursprünglich 20 in der 3. Klasse und 11 in der 2. Klasse, ab 1956 36 in der neuen 2. Klasse
- Stundenleistung: 348 PS
- Höchstgeschwindigkeit: ursprünglich 50 km/h, ab 1956 75 km/h
Wichtigste technische Daten des C4 61
- Baujahr/Erbauer: 1916 SIG
- Länge über Puffer:15,38 m
- Breite: 2,70 m
- Tara: 13,4 t
- Sitzplätze: 64
- Höchstgeschwindigkeit: ursprünglich 50 km/h, ab 1953 75 km/h
Quelle
- Aeschlimann, J.: Regionalverkehr Bern – Solothurn, Band 2: Solothurn – Zollikofen – Bern. Prellbock-Verlag Krattigen 2016.