Bre 4/4 1 «Pendler-Pintli»

Geschichte und Stellenwert des Fahrzeugs

1950 begann die SZB die Umstellung des gesamten Betriebs auf Pendelzüge, weil die Umsetzmanöver an der Endstation vor dem Hotel Schweizerhof in Bern mitten im zunehmenden Autoverkehr durchgeführt werden mussten. Die Finanzen reichten jedoch nur für die Beschaffung der BCFe 4/4 4 – 6, so dass weitere pendelzugfähige Triebwagen durch den Umbau vorhandener Fahrzeuge gewonnen werden mussten.

So erhielt der damalige CFe 4/4 11 I von 1916 im Jahr 1959 einen neuen Wagenkasten in gleicher Technik wie diejenigen der ABFe 4/4 4 – 6, die Drehgestelle wurden modernisiert und eine neue elektrische Ausrüstung eingebaut. Somit war der ABFe 4/4 1 II betrieblich vollständig und technisch weitgehend gleichwertig zu den ABFe 4/4 4 – 6 und konnte in Pendelzügen eingesetzt werden.

Die SZB verfügte damit 1959 über sechs pendelzugfähige Triebwagen ABDe 4/4 1 – 6, drei als Neubau, drei aus Umbau, die den gesamten Verkehr Solothurn – Bern übernahmen.

In den 1980er-Jahren gab es mehrere Versuche bei Privatbahnen, das Pendeln mit dem öffentlichen Verkehr durch Restaurant-Angebote attraktiver zu machen. Das bekannteste Beispiel dürfte der «Gipfeli-Express» Einsiedeln – Zürich der Südostbahn gewesen sein. Die SZB war ein Pionier dieser Bewegung und baute 1976 den B 317 zu einem Buffetwagen um, der planmässig in Eilzügen Solothurn – Bern eingesetzt wurde und den Namen «Pendler-Pintli» trug. Das Ein- und Ausrangieren von einzelnen Wagen in die Kompositionen war jedoch aufwändig und ein 50-jähriger Holzkastenwagen ohnehin nicht mehr wirklich alltagstauglich, so dass 1987 der BDe 4/4 1 zum Buffet-Triebwagen BRe 4/4 1 umgebaut wurde und den BR 317 im Plandienst ersetzte.

1993 übernahmen die neuen Niederflur-Triebzüge Be 4/8 62 – 64 und ABe 4/8 65 – 72 die ganztägigen Dienste der Eilzüge Solothurn – Bern, womit der BRe 4/4 1 nur noch in Zusatzzügen in den Hauptverkehrszeiten im Einsatz war.

Der zunehmende Verkauf von Take-Away-Angeboten in den Bahnhöfen führte im Mai 2002 zum Rückzug des «Pendler-Pintli» von der Strecke Solothurn – Bern. Von 2003 bis 2009 war der BRe 4/4 1 ohne Bedienung in den Entlastungszügen Bolligen – Bern eingesetzt. Seither wird er immer wieder für Extrazüge verwendet.

Da dieses Fahrzeug ein Unikum darstellt, lässt sich über seinen historischen Stellenwert streiten. Jedoch ist es das einzige Fahrzeug beim RBS, das als Speisewagen eingerichtet ist und bleibt somit für das Extrazuggeschäft unerlässlich.

Technik und Umbauten

Der ursprüngliche CFe 4/4 11 I war ein klassischer Holzkasten-Triebwagen mit steilen Einstiegen, Holzbänken in der dritten Klasse, Lyrabügeln, Zentralkontroller, analog zum heutigen «Hoschtet-Schnägg» CFe 4/4 11 II.

Mit dem radikalen Umbau von 1959 glich der nun als ABFe 4/4 1 II bezeichnete Wagen weitgehend den ABFe 4/4 4 – 6, auch wenn die Anordnung der Abteile im Wagen nicht identisch war: Wagenkasten in Leichststahlbauweise, modernisierte Drehgestelle mit Schrauben- statt Blattfedern, neue elektrische Ausrüstung mit Hüpfersteuerung, … und immer noch mit Holzbänken, nun in der zweiten Klasse. 1982 Deklassierung zu BDe 4/4 im Zusammenhang mit der Ablieferung der ABt 203 – 207, wo die erste Klasse in zeitgemässer Form vertreten war.

Der Umbau zum Buffetwagen führte 1987 zu einer erneuten technischen Aufrüstung: Einbau von Tischen, einer Küche mit Bar, neue WC-Anlage, automatische Türsteuerung und vieles mehr. 1988 folgte noch die Ausrüstung mit neuen Drehgestellen, so dass an Originalteilen von 1916 höchstens noch einige Längsträger des Wagenkastens übrigbleiben. Mit dem Rückzug aus dem Plandienst wurde 2003 das WC entfernt und gleichzeitig die Zugsicherung ZSL90 als Voraussetzung für einen weiteren Einsatz für Extrafahrten eingebaut.

Wichtigste technische Daten

Der BRe 4/4 1 heute

Mit seiner Ausrüstung als Buffetwagen ist der BRe 4/4 1 eine zentrale Stütze des Extrazuggeschäfts beim RBS. Dank seiner Leistung und Höchstgeschwindigkeit kann er im laufenden Betrieb mitschwimmen. Nachteilig sind die festen Fenster, bei denen nur eine Klappe ganz oben geöffnet werden kann. Dies führt bei sommerlichen Verhältnissen zu einem unangenehmen Klima im Wagen.

Quelle